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Das Eisenbahngleichnis von Erich Kästner (1931)

Aktualisiert: 19. März 2024


Wir sitzen alle im gleichen Zug

und reisen quer durch die Zeit.

Wir sehen hinaus. Wir sahen genug.

Wir fahren alle im gleichen Zug.

Und keiner weiss, wie weit.


Ein Nachbar schläft, ein andrer klagt,

ein dritter redet viel.

Stationen werden angesagt.

Der Zug, der durch die Jahre jagt,

kommt niemals an sein Ziel.


Wir packen aus. Wir packen ein.

Wir finden keinen Sinn.

Wo werden wir wohl morgen sein?

Der Schaffner schaut zur Tür herein

und lächelt vor sich hin.


Auch er weiß nicht, wohin er will.

Er schweigt und geht hinaus.

Da heult die Zugsirene schrill!

Der Zug fährt langsam und hält still.

Die Toten steigen aus.


Ein Kind steigt aus. Die Mutter schreit.

Die Toten stehen stumm

am Bahnsteig der Vergangenheit.

Der Zug fährt weiter, er jagt durch die Zeit,

und niemand weiss, warum.


Die 1. Klasse ist fast leer.

Ein feister Herr sitzt stolz

im roten Plüsch und atmet schwer.

Er ist allein und spürt das sehr.

Die Mehrheit sitzt auf Holz.


Wir reisen alle im gleichen Zug

zur Gegenwart in spe.

Wir sehen hinaus. Wir sahen genug.

Wir sitzen alle im gleichen Zug

und viele im falschen Coupé. 

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