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PPAP-Dokumentation (Production Part Approval Process) - Was ist darunter zu verstehen?

Die PPAP-Dokumentation, kurz für "Production Part Approval Process", ist ein standardisiertes Verfahren, das Lieferanten ermöglicht (ermöglichen soll), die Einhaltung von Qualitätsanforderungen und Prozessstabilität bei der Herstellung von Produkten nachzuweisen. Ziel ist es, sicherzustellen, dass Produktionsprozesse stabil, zuverlässig und reproduzierbar sind, bevor die Serienfertigung startet. Besonders in Branchen mit hohen Sicherheits- und Qualitätsanforderungen, wie der Automobilindustrie, Luft- und Raumfahrt, Medizintechnik oder Elektronikfertigung, ist die PPAP-Dokumentation ein zentrales Instrument, um Vertrauen in die Lieferkette zu schaffen.

Der Ursprung des PPAP liegt in der Automotive Industry Action Group (AIAG), die das Verfahren entwickelt hat, um einheitliche Standards für Produkt- und Prozessfreigaben zwischen OEMs (OEM=Original Equipment Manufacturer) und Zulieferern zu schaffen. Heute nutzen Unternehmen das Verfahren branchenübergreifend, um Nachweise über die Prozessfähigkeit, Materialkonformität und Produktqualität zu erbringen. Die PPAP-Dokumentation geht dabei weit über einzelne Berichte hinaus – sie stellt ein umfangreiches Paket aus Nachweisen, Analysen und Prüfberichten dar, das den gesamten Produktionsprozess von der Entwicklung bis zur Serienfreigabe abbildet.


Dokumente ausfüllen
WIX Media: "Büroarbeit", www.wix.com

Was beinhaltet die PPAP-Dokumentation?


Die PPAP-Dokumentation besteht aus verschiedenen Elementen, die zusammen die Prozess- und Produktfreigabe ermöglichen. Zu den zentralen Bestandteilen gehören:

  • Design Records: Zeichnungen, Spezifikationen und Änderungsdokumentationen, die das Produkt eindeutig beschreiben.

  • Prozessflussdiagramme: Visualisierung der Produktionsschritte vom Rohmaterial bis zum fertigen Produkt.

  • FMEA (Fehler-Möglichkeits- und Einfluss-Analyse): Bewertung potenzieller Fehlerquellen und deren Einfluss auf Produktqualität und Prozessstabilität.

  • Control Plan: Übersicht über Prozessparameter und Kontrollmaßnahmen zur Sicherstellung der Produktqualität.

  • Messsystemanalyse (MSA): Nachweis, dass Mess- und Prüfsysteme zuverlässig und reproduzierbar sind.

  • Fähigkeitsnachweise: Statistische Belege dafür, dass Prozesse in der Lage sind, die spezifizierten Toleranzen einzuhalten.

  • Erstbemusterungsberichte: Dokumentation der ersten produzierten Teile als Grundlage für die Serienfreigabe.

Durch diese Dokumente kann der Lieferant nachweisen, dass alle relevanten Anforderungen verstanden, umgesetzt und dauerhaft eingehalten werden. Die AIAG beschreibt PPAP als ein Verfahren, mit dem sichergestellt wird, dass ein Lieferant in der Lage ist, Teile und Produkte in konstanter Qualität zu liefern.


Die fünf Level der PPAP-Dokumentation


Die Anforderungen an die PPAP-Dokumentation sind in fünf Level unterteilt, die den Umfang der einzureichenden Nachweise definieren.


  • Level 1: Nur das Part Submission Warrant (PSW) wird eingereicht – die formale Bestätigung, dass das Produkt den Anforderungen entspricht.

  • Level 2: PSW plus ausgewählte zusätzliche Dokumente, z. B. begrenzte Prozess- oder Prüfnachweise.

  • Level 3: PSW plus vollständige PPAP-Dokumentation. Dies ist der Standard in der Automobilindustrie und für komplexere Produkte üblich.

  • Level 4: PSW plus vom Kunden individuell geforderte Dokumente – häufig bei speziellen Projekten oder sicherheitskritischen Komponenten.

  • Level 5: PSW plus vollständige Dokumentation inklusive eines Vor-Ort-Audits beim Lieferanten – angewendet bei hochkomplexen oder sicherheitsrelevanten Produkten.


Die Level ermöglichen eine flexible Anpassung der Prüfintensität an die Kritikalität des Produkts und die Anforderungen des Kunden. So wird ein angemessener Aufwand sichergestellt, ohne die Qualitätssicherung zu gefährden.


Anwendungsbereiche und Nutzen der PPAP-Dokumentation


Die PPAP-Dokumentation wird vor allem in der Automobilindustrie eingesetzt, wo sie fester Bestandteil des Qualitätsmanagements und der Lieferantenfreigabe ist. Zunehmend findet sie aber auch Anwendung in anderen Industrien, darunter Luft- und Raumfahrt, Medizintechnik, Maschinenbau oder Elektronikfertigung. Überall dort, wo Präzision, Sicherheit und Nachvollziehbarkeit gefragt sind, sorgt PPAP für Transparenz und Vertrauen in die Lieferkette.

Der Nutzen der PPAP-Dokumentation geht über die reine Freigabe von Teilen hinaus. Unternehmen, die PPAP konsequent umsetzen, profitieren von stabilen Prozessen, reduzierten Fehlerquoten und einer höheren Kundenzufriedenheit. Ausserdem dient sie als Basis für kontinuierliche Prozessverbesserung, da Abweichungen frühzeitig erkannt und behoben werden können.

Die Digitalisierung der PPAP-Dokumentation bietet zusätzliche Vorteile. Durch die Integration in moderne Qualitätsmanagement-Systeme können Freigabeprozesse beschleunigt, Nachverfolgbarkeit verbessert und administrative Aufwände deutlich reduziert werden. Auf diese Weise wird PPAP zu einem zentralen Werkzeug für eine effiziente, auditfeste und zukunftsorientierte Unternehmensorganisation.


Die PPAP-Dokumentation ist somit weit mehr als ein bürokratisches Pflichtinstrument: Sie ist ein strategisches Werkzeug für Qualitätsmanagement, Prozesssicherheit und Lieferkettenvertrauen. Unternehmen, die dieses Verfahren konsequent umsetzen, sichern nicht nur die Produktqualität, sondern stärken auch ihre Position als zuverlässiger Partner in der globalen Industrie.


PPAP-Dokumentation: Nachteile und Herausforderungen


Trotz ihrer Vorteile hat PPAP auch einige Nachteile und Herausforderungen. Im Wesentlichen sollten immer insbesondere betriebswirtschaftliche Aspekte mitberücksichtigt werden, in welcher Form eine potenzielle Führung einer PPAP-Dokumentation tatsächlich Sinn macht. Alles was Aufwände erzeugt, hat letztendlich Einfluss auf die Konkurrenzfähigkeit eins Produkts. Die PPAP-Dokumentation sollte dort eingesetzt werden, wo ihre Vorteile überhand nehmen. Ggf. lässt sich aber auch eine etwas verschlankte Version, gemäss der Leveleinstufung, einsetzen. Um das Gesamtbild zu vervollständigen, sollen hier nun auch die spezifischen Nachteile mit aufgeführt werden.


Hoher (riesiger) administrativer Aufwand

Die Erstellung und Pflege der umfangreichen Dokumentation (z. B. Zeichnungen, Prüfberichte, Fähigkeitsnachweise, Prozessflussdiagramme, FMEAs usw.) kostet viel Zeit und Ressourcen. Besonders für kleine und mittelständische Zulieferer ist dies oft eine Belastung (wenn überhaupt umsetzbar).


Hohe Kosten

Durch den Dokumentationsaufwand entstehen direkte (Arbeitszeit, Prüfungen, Material) und indirekte Kosten (z. B. Schulungen, Software, Auditoren). Bei häufigen Produkt- oder Prozessänderungen müssen zudem viele Dokumente neu erstellt oder angepasst werden.


Zeitverzögerungen im Projektablauf

Die PPAP-Freigabe kann Entwicklungs- oder Produktionsanläufe verzögern, wenn Dokumente fehlen, unvollständig sind oder von der Kundenqualität beanstandet werden. Besonders bei engen Lieferterminen kann dies zu Problemen in der Lieferkette führen.


Geringe Flexibilität bei Änderungen

Nach der Freigabe müssen selbst kleine Änderungen erneut durch den PPAP-Prozess genehmigt werden. Das kann Innovations- oder Verbesserungsprozesse verlangsamen oder gar vollständig blockieren. Also genau das Gegenteil, was man von einer modernen Produktion im 21. Jahrhundert erwartet.


Fokus auf Formalitäten statt auf tatsächliche Qualität

In der Praxis wird oft mehr Wert auf vollständige Dokumente gelegt als auf die tatsächliche Prozess- oder Produktqualität. Das kann zu einer „Papierqualität“ führen, ohne dass reale Verbesserungen entstehen.


Know-how-Anforderungen

Die Erstellung einer korrekten PPAP-Dokumentation erfordert qualifiziertes Personal mit tiefem Verständnis von Qualitätsmethoden. Fehlendes Wissen kann zu fehlerhaften oder unvollständigen Nachweisen führen.




1 Kommentar


Stefanie
29. Okt.

Äusserst interessant - danke für diesen Beitrag. 🧐

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