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Nachteile der ISO 9001

Aktualisiert: 8. Feb.

Die ISO 9001 ist zweifellos eine der bekanntesten und weltweit anerkanntesten Normen für Qualitätsmanagementsysteme (QMS). Sie legt Anforderungen fest, die Unternehmen dabei helfen sollen, ihre Prozesse zu standardisieren, die Kundenzufriedenheit zu steigern und kontinuierliche Verbesserungen zu fördern. Doch trotz der weit verbreiteten Anwendung und den zahlreichen Vorteilen, die sie mit sich bringen kann, gibt es auch einige Nachteile und Herausforderungen, die mit der Implementierung und Aufrechterhaltung eines ISO 9001-konformen Systems verbunden sind.


Insbesondere in der Industrie gibt es wohl keine Norm die auf Management-Ebene öfters vertreten ist wie die ISO 9001. Hier bildet sie schon fast eine Grundvoraussetzung für alle Unternehmen. Zwar kein Gesetz, aber doch eine Vorgabe, die den Unternehmen seitens Markt gut gesagt "aufgezwungen" wird.


Man findet viele Artikel zu den Vorteilen der QMS-Norm.

In diesem Artikel sollen die möglichen Schwächen und negativen Aspekte der ISO 9001 näher betrachtet werden.


Infos zur ISO 9001 und ihren Ursprung finden Sie hier.

Weitere Infos zum Begriff QMS finden Sie hier.



Mann sieht nachdenklich aus dem Fenster
WIX Media: "Nachdenklicher Mann", www.wix.com


Nachteile der ISO 9001


Hohe Beratungs-, Initial und Zertifizierungskosten


Möchte sich ein Unternehmen nach der ISO 9001 zertifizieren lassen, so ist das Vorhaben mit hohen Kosten verbunden. Für Audit- und Initialaufwände werden horrende Beträge verrechnet. Für die Ausstellung eines entsprechenden Zertifikats entstehen ebenfalls hohe Kosten . Abhängig natürlich von der Unternehmensgrösse, der Mitarbeiteranzahl und der Anzahl Standorte.


Aufwandskosten zur Implementierung und Aufrechterhaltung


Die Einführung eines Qualitätsmanagementsystems gemäss ISO 9001 erfordert einen beträchtlichen Aufwand. Unternehmen müssen eine Reihe von Prozessen und Verfahren dokumentieren, um die Anforderungen der Norm zu erfüllen. Oft sind externe Berater oder spezielle Softwarelösungen erforderlich, um den Prozess zu unterstützen, was zusätzliche Kosten verursacht.

Zusätzlich zum initialen Aufwand zur Implementierung der ISO 9001-Norm kommt der fortlaufende Aufwand, um das System aufrechtzuerhalten. Dazu gehören regelmässige Audits, interne Schulungen und die kontinuierliche Überprüfung der bestehenden Prozesse. Der administrative Aufwand für die Pflege der Dokumentation und die regelmäßige Aktualisierung der Qualitätsmanagement-Dokumente ist nicht zu unterschätzen.


Fokus auf Dokumentation statt Innovation


Die ISO 9001 legt, allgemein gesagt, gossen Wert auf Dokumentation, Standardisierung und die Einhaltung festgelegter Prozesse. Dieser Fokus kann in manchen Fällen dazu führen, dass kreative und innovative Ansätze vernachlässigt werden. Ein zu starker Fokus auf Prozesskonformität kann das Unternehmen in seiner Flexibilität stark einschränken.


Übermäßige Standardisierung und Mangel an Individualität


Die ISO 9001 fördert eine einheitliche und standardisierte Vorgehensweise in den Unternehmensprozessen, was grundsätzlich für die Effizienz und Nachvollziehbarkeit von Vorteil ist. Allerdings führt diese Standardisierung auch dazu, dass Unternehmen in gewissem Masse ihre Individualität verlieren. Ein Unternehmen, das aufgrund seiner kreativen Prozesse oder innovativen Ideen erfolgreich war, könnte durch die strikte Einhaltung der ISO 9001-Norm gezwungen sein, seine Arbeitsweise stärker zu vereinheitlichen, was möglicherweise zu einem Verlust an Differenzierungspotential führt.


In Branchen, in denen Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an wechselnde Marktbedingungen gefragt sind, kann diese Standardisierung als hinderlich empfunden werden, da die Norm wenig Spielraum für individuelle Lösungen oder kreative Prozessgestaltungen lässt


Fokus auf Prozesse statt Ergebnisse


Durch den starken Fokus auf die Prozesse, die zur Erreichung von Zielen und zur Verbesserung der Qualität erforderlich sind, kann es sein, dass das eigentliche Ziel der Verbesserung des Produkts in den Hintergrund tritt. Stattdessen wird viel Energie auf die Sicherstellung einer systematischen Prozessabwicklung verwendet, was zu einer Art „Prozessdenken“ führen kann, das sich von den tatsächlichen Ergebnissen entfernt.  Statt sich auf die eigentliche Verbesserung der Qualität und die Steigerung der Kundenzufriedenheit zu konzentrieren, verlieren sich viele Mitarbeiter in der schlichten Verwaltung und Dokumentation.


Qualitätsbürokratie, demotivierende Auswirkung - Falsche Darstellung der Ziele eines QMS


QM und die Idee hinter der Norm ISO 9001, welche in vielen Jahren und durch viele mitwirkende Fachexperten in der aktuell gültigen Form entstanden ist, werden sehr oft missverstanden und auf eine völlig absurde Weise ausgelegt. QM dient der Erfüllung von Kundenanforderung und der langfristigen Sicherstellung des Unternehmenserfolges. Über die ISO 9001 wurde ein Grundkonzept geschaffen, welches zu diesem Zweck Anwendung finden kann. Der Aufbau der Norm wurde so gewählt, dass sich diese auf verschiedenste Hersteller und Dienstleister aus unterschiedlichen Branchen anwenden lässt.


Das heisst, ein Unternehmen kann selbstverständlich auch ein sehr erfolgreiches QM / QMS führen, ohne eine Zertifizierung nach der Norm.


Ggf. wird gar ein QMS geführt, ohne dass dieses überhaupt als ein solches System bezeichnet wird. "Ein System zur Erfüllung von Kundenanforderungen und zum langfristigen Erfolg der Unternehmung."


Soll nun ein QMS auf Basis der ISO 9001 aufgebaut und zertifiziert werden, dann darf doch nicht der reine Erhalt eines Zertifikates der Motivator sein. Wird dies auf diese Weise kommuniziert und gehandhabt, wird dies intern auf sehr viel Wiederstand stossen.


Zu Recht!


Gerade in einem bereits erfolgreichen Unternehmen, hat ja bis anhin schon alles funktioniert. Wieso etwas ändern? Wieso Zeit in Strukturaufbau, Prozessdarstellung, Anleitungen, Kennzahlen, usw. investieren? Für den Erhalt eines Zertifikates?


ODER ..

...vielleicht doch eher zur kontinuierlichen und strukturierten Verbesserung aller Kernprozesse? Für mehr Unternehmenserfolg? Zum verbesserten Know-How-Transfer? Zur Kostensenkung? Zur Fehlervorbeugung? Zur verbesserten Mitarbeiterzufriedenheit? Zur breitgestellten Risikobetrachtung und Festlegung entsprechender Massnahmen? Für den langfristigen und erfolgreichen Erhalt der Unternehmung?


Ein QMS macht für jedes Unternehmen Sinn. So aufs Unternehmen massgeschneidert, dass dieses am meisten davon profitieren kann. Die ISO 90o1 kann hierbei mögliche Werkzeuge an die Hand geben. Und, möchte man eine Bestätigung nach Aussen vorweisen können, oder benötigt man diese ggf. aufgrund von bestimmten Kundenanforderungen, dann kann man sich nach Normvorgabe zertifizieren lassen.


Fazit: Ein notwendiges Übel oder eine echte Chance?


Die ISO 9001 bietet eine solide Grundlage für ein Qualitätsmanagement und hilft Unternehmen, ihre Prozesse zu standardisieren und ihre Produktqualität zu sichern. Doch wie bei jeder Norm gibt es auch Nachteile, die nicht unbeachtet bleiben sollten. Besonders die hohen Kosten, der bürokratische Aufwand und die potenzielle Einschränkung der Flexibilität sind Faktoren, die in Unternehmen kritisch hinterfragt werden sollten.


Ob die ISO 9001 für ein Unternehmen eine Chance oder ein notwendiges Übel ist, hängt massgeblich von der Unternehmenskultur, den Zielen und der Branche ab. In stark regulierten Branchen oder bei Unternehmen, die international tätig sind, kann die ISO 9001 ein unverzichtbares Instrument zur Sicherstellung der Qualität sein. In anderen Fällen kann die Norm eher hinderlich wirken, insbesondere wenn sie in einer Weise umgesetzt wird, die den kreativen und innovativen Spielraum eines Unternehmens einschränkt.


Unternehmen sollten daher die Vor- und Nachteile der ISO 9001 sorgfältig abwägen und gegebenenfalls den Zertifizierungsprozess so gestalten, dass er tatsächlich zur kontinuierlichen Verbesserung und langfristigen Wertschöpfung beiträgt – anstatt lediglich als bürokratische Pflicht erfüllt zu werden.



Q and A:


  • Was sind die Nachteile einer Zertifizierung?

    - Hohe Initialaufwände und Zertifizierungskosten

    - Hohe Aufwände zur Pflege des Systems und der entsprechenden Dokumentation

    - Demotivierende Wirkung aufgrund falscher Auslegung und Sinnes der Zertifizierung

    - Unternehmensindividualität und -innovation kann eingeschränkt werden

    - Fokus auf Dokumentation statt Innovation

    - Fokus auf Prozesse statt Ergebnisse


  • Lohnt sich eine ISO 9001-Zertifizierung?

    Eine ISO 9001-Zertifizierung kann sich für viele Unternehmen lohnen, besonders wenn es darum geht, Qualität und Kundenzufriedenheit zu steigern sowie die internen Prozesse zu optimieren. Im Fokus steht der langfristige Erhalt einer erfolgreichen Unternehmung Die Entscheidung, ob sich eine ISO 9001-Zertifizierung lohnt, hängt jedoch von mehreren Faktoren ab, die je nach Unternehmensgrösse, Branche und Zielen variieren können.


  • Was sind die Vorteile einer Zertifizierung nach ISO 9001?

    - Verbesserung der Qualität: Die ISO 9001 fordert Unternehmen auf, ihre Qualitätsmanagementprozesse regelmässig zu überprüfen und zu verbessern. Dies führt zu einer kontinuierlichen Qualitätssteigerung und einer systematischen Fehlervermeidung.

    - Erhöhte Kundenzufriedenheit: Durch die Implementierung von Prozessen, die auf Kundenzufriedenheit ausgerichtet sind, wird die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Produkte und Dienstleistungen den Kundenanforderungen entsprechen und die Erwartungen erfüllen.

    - Wettbewerbsvorteil: Viele Unternehmen und öffentliche Auftraggeber setzen ISO 9001 als Voraussetzung voraus oder betrachten das Zertifikat als Qualitätsmerkmal. Insbesondere in internationalen Märkten kann die Zertifizierung den Zugang zu neuen Geschäftsmöglichkeiten erleichtern.

    - Effizienzsteigerung und Kostenreduktion: ISO 9001 fordert eine klare Dokumentation von Prozessen und eine kontinuierliche Analyse. Dies kann dazu beitragen, ineffiziente Arbeitsabläufe zu identifizieren und Kosten zu senken.

    - Mitarbeiterbindung und -motivation: Eine klar strukturierte und gut organisierte Arbeitsweise, wie sie die ISO 9001 vorgibt, kann das Arbeitsumfeld verbessern und das Engagement der Mitarbeiter erhöhen. Sie wissen, dass sie in einem Unternehmen arbeiten, das Wert auf Qualität und kontinuierliche Verbesserung legt.

    - Nachhaltigkeit und kontinuierliche Verbesserung: ISO 9001 basiert auf dem Prinzip der kontinuierlichen Verbesserung (PDCA-Zyklus: Plan-Do-Check-Act), was bedeutet, dass das Unternehmen ständig an der Verbesserung seiner Prozesse arbeitet.

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